Neujahrmorgen – Welch ein Fund die Wege kreuzen kann…

Diese Rückfahrt vom Silvester-Feiern wird mir noch einige Tage, vielleicht Monate oder gar Jahre in Erinnerung bleiben, da ich diese Durchsage des S-Bahnzugführers in Hamburg-Wilhelmsburg zu einem Fund niemals erwartet hätte, geschweige die sich daraus ergebenden Erfahrungen.

Lebensmut verloren...aus-gefeiert

Lebensmut verloren…aus-gefeiert

Fund

Plätzlich unterbricht mich der S-Bahnzugführer beim Dösen mit einer, wie ich persönlich finde, unangemessenen Nachricht: „Meine sehr verehrten Fahrgäste, wegen eines Leichenfunds zwischen Harburg-Rathaus und Heimfeld endet dieser Zug in Harburg-Rathaus. Bitte nutzen Sie die Fernverkehrsverbindungen.“ Ähnlich irritiert wie ich reagieren meine Mitreisenden und nach erster Verarbeitung realisieren wir gemeinsam, dass wir diese Art Durchsage seit Monaten, vielleicht Jahren, nicht mehr gehört haben. Normalerweise haben wir uns inzwischen eher an Formulierungen wie „Personenschaden“ oder zuletzt „Betriebsstörung“ gewöhnt. Leider haben wir uns ebenso daran gewöhnt, davon auszugehen, dass es ein Suizid gewesen ist. Auch wenn die Rate von ca. drei am Tag sehr hoch ist, möchte ich nicht den Fehler machen und direkt darauf schließen.

Unklarheit

Leider gab uns die Deutsche Bahn AG bzw. der HVV keine Chance Klarheit zu bekommen, wie eine mögliche Fernverkehrsverbindung Richtung Cuxhaven aussehen möge. Folglich rätselten wir via Internet, HVV-App, DB Mobile Navigator und Befragungen von Busfahrern, bis wir lernten, dass wir mit dem „normalen“ Linienverkehr der Busse zum nächstmöglichen S-Bahn Halt kommen könnten.

Solidarität

Nach dieser ersten Klarheit, die wir uns verschafften, halfen Menschen sich einander, die gänzlich fremd waren. Man erkundigte sich nach dem eventuell gemeinsamen Ziel, vermittelte Informationen zu dem „Linien“-Ersatzverkehr und echten Ersatzverkehr, half den Angetrunkenen in den Bus und auch einen Sitzplatz zu erreichen, ja man half sich gar diese immer noch völlig verstörende Nachricht für einen Neujahrstag zu verarbeiten.

Altjahr-Neujahr

So stieg ich, zwar völlig entkräftet und müde, am Ziel aus, aber ich hatte trotz dieser schlimmen Nachricht (und auch von dieser Seite den Trauernden mein Mitgefühl) nicht nur nette Bekanntschaften geschlossen, sondern vor allem ein Stück gesellschaftliches Miteinander erleben dürfen, was uns Deutsche im letzten Jahr auszeichnete und wie man sehen konnte, auch wieder im neuen Jahr auszeichnet.