VölkerTraunernTag – Jenseits des eigenen Volkes trauern

Während ich in den letzten Jahren, eigentlich noch nie bisher, emotional eine Bindung zum Volkstrauertag aufbauen konnte, habe ich dieses Jahr zum ersten Mal gespürt, was das Bedürfnis hinter so einem Gedenktag ist. Nach den Anschlägen in Paris, Beirut und Baghdad vom 13. November 2015 habe auch ich das Bedürfnis dieser Opfer zu gedenken. Sie sind Opfer eines sogenannten Krieges, wenn man auch sicherlich lange darüber diskutieren kann, inwiefern dieser Begriff angemessen ist.

Genau dieses Bedürfnis scheint schon die Urheber des Volkstrauertages ermuntert zu haben: „Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf Vorschlag seines bayerischen Landesverbandes zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Nicht „befohlene“ Trauer war das Motiv, sondern das Setzen eines nicht übersehbaren Zeichens der Solidarität derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit den Hinterbliebenen der Gefallenen.“

Insbesondere die Kritik, dass sich das Gedenken nur an die gefallenen Soldaten wendet, scheint bereits seit Längerem überholt, wie auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge anmerkt: „Wir brauchen ein integriertes Verständnis, das zivile Opfer mit einschließt“, so Meckel.

In diesem Jahr zeigt sich nun mit erschreckender Deutlichkeit, dass wir in einem sogenannten Krieg gegen/durch den Terror zivile Opfer als bewusste Dimension haben.

Nun zeigt die globalisierte Welt auch, dass wir nicht mehr nur in „unseren“ deutschen Opfern denken dürfen und sollten. Gerade als Europäer haben wir in den letzten 48 Stunden gelernt, dass wir gemeinsam zueinander stehen müssen und dürfen.

Daher fände ich es nicht nur interessant, dem Wunsch eines WDR2 Hörers nachzukommen, am kommenden Dienstag die Hymnen der beiden Nationen mit der europäischen Hymne zu ersetzen, sondern auch einen Weg zu finden, aus dem „ein“ Volk gedenkt seiner gefallen Opfer im Krieg zu einem europäischen Völkertrauertag werden zu lassen. Übrigens keine ganz neue Idee…

Ganz persönlich kann ich heute sagen, dass ich der Oberministrantenrunde für die lange Nacht der offenen Kirche sehr dankbar bin. So konnte ich heute unter anderem mit dem Gedenken an die Opfer der Terroranschläge diesen Volkstrauertag bereits vor und nach Mitternacht beginnen.20151114_232903